Nachdem ich Athen verlassen hatte und mich auf in Richtung Türkei machte, führte mich mein Weg wieder nach Norden ins griechische Bergland. Leider wurde ich dort auf 1900 Metern gestoppt...
Nach Athen führte es mich Richtung Westen, nach Sparta. Im Internet hatte ich gelesen, dass es dort eine „große“ Statue von Leonidas geben soll, welche auf Bildern doch recht imposant aussah. Es stellte sich leider heraus, dass es nur ein „Statuchen“ war und den Weg eigentlich nicht Wert. Mein eigentlicher Hauptgrund warum ich die Westroute durch Griechenland wählte war, weil ich den Baros Pass überqueren wollte. Mit knapp 1900 Metern der höchste Pass in Griechenland, welcher mir auch von einem griechischen Motorradfahrer dringend empfohlen wurde. Leider machte ich den Fehler und informierte mich nicht über das Wetter... Über die Rio Bridge fuhr ich zurück aufs griechische Festland um mich auf den Weg nach Matsouki zu machen, einem winzigen Bergdorf am Fuße des Passes. Auf dieser Route verliebte ich mich in die griechische Landschaft und allgemein in die Art und Weise, wie man hier Motorrad fahren kann.
„Leider machte ich den Fehler und informierte mich nicht über das Wetter..."
Der Westen von Griechenland, speziell auf Peleponnes ist ein absolutes Paradies. Hunderte Kilometer feinste Serpentinen, Kurven und Bergstraßen schlängeln sich hier durchs Gebirge, mit sehr wenig Verkehr und quasi keinerlei Ablenkungen, machten diese Region definitiv zu einem meiner absoluten Favoriten. Am Abend, die Dämmerung setzte bereits ein und das Licht wurde müde, erreichte ich dann mein Ziel. Ich bemerkte überhaupt nicht, dass ich das Ortseingangsschild passierte und stand auf einmal in dem winzigen griechischen Dorf, in welchem kein einziges Licht brannte und komplett verlassen aussah. Es sollte hier eine Herberge geben, wovon hier allerdings nichts zu sehen war. Der Blick auf meinen Handyempfang sagte mir, dass ich hier leider nicht auf Hilfe hoffen kann und so fing ich an, mich von Haus zu Haus zu hangeln und zu fragen, wo ich denn diese Herberge finde. Man kann hier nicht wirklich von Straßen reden. Es waren eher Pflasterwege die so schmal, so eng waren, dass ich um die Ecken selbst mit dem Motorrad Probleme hatte.
Ich bog in eine kleine Gasse ein, und als ich meinen Helm abnahm und kurz meinen Blick schweifen lies, bemerkte ich eine alte Dame, nicht größer als 1,60, die auf den Zehenspitzen mit Ihren blassen Augen über den Gartenzaun blickte und sich dieses Schauspiel wohl schon länger anschaute. Ich versuchte Ihr mit Händen und Füßen zu erklären, was ich denn wollte. Sie fuchtelte wild mit den knochigen Händen durch die Luft, motiviert mir zu helfen, doch leider war die Kombination aus altem griechischen Bergdorf, einer ca. 90 Jahre alten Oma und keinem Handyempfang doch zu viel des Guten, so dass wir uns leider der Sprachbarriere geschlagen geben mussten. Nach 30min fand ich die Pension, nur um zu realisieren, dass hier ganz offensichtlich schon länger nichts mehr stattfand. Da mein Handy plötzlich einen Balken Internet zeigte, schaute ich wo das nächste Dorf ist. 7 Kilometer Luftlinie, 41 Kilometer Route. Das Problem war, dass es hier keinerlei Brücken oder ähnliches gab, weswegen ich die Bergpässe zurückfahren musste bis ein kleiner Pfad auf die andere Seite des Tals führte.
Mit Müh und Not erreichte ich das einzige Dorf weit und breit welches den Gebirgszug ein wenig erhellte, und wie es der Zufall so wollte, gab es hier zwar nur 10 Einwohner, dafür aber auch ein Hotel. Ich weiß bis heute nicht, wer genau auf die kam hier ein Gasthaus in den Fels zu schlagen. Große, fragende Augen durchlöcherten mich, als ich plötzlich mit Helm unter meinem Arm im hölzernen Türrahmen des Hotels stand. Ich war der einzige Gast im gesamten Dorf, blicke trafen mich mit einer Mischung aus Neugierde und Verwunderung, was genau einen Deutschen um diese Zeit in diese Region führt. Am nächsten Tag versuchte ich völlig selbstbewusst den noch zugeschneiten, Baros Pass zu überqueren. „Wenn ich in Griechenland bin, versuch ich das auch!“ sagte ich mir, nur um knapp 1 Stunde später vor den Schneebergen zu sitzen und mich dem Berg geschlagen zu geben. Wenn man allein reist sollte man kein Risiko eingehen. Ich hätte mir vermutlich den Weg freischaufeln können, doch hätte ich am Ende irgendwo im Berg gesteckt und wäre weder vor noch zurück gekommen.
„... nur um 1 Stunde später vor den Schneebergen zu sitzen und mich dem Berg geschlagen zu geben.
Der Rest meiner Reise durch Griechenland führte über die Meteora Klöster und Alexandroupolis und ich brach in Richtung Türkei auf. Ein Land, welches ich vorher noch nie betreten hatte, besonders nicht auf dem Landweg, und so beeindruckte mich die Grenze in Ipsala schon. Hier hörte ich zum ersten mal den Ruf des Muezzin und im allgemeinen hatte ich hier das Gefühl, mich langsam aber sicher immer weiter von Zuhause zu entfernen. Bereits von weitem konnte man die riesengroßen türkischen Flaggen erkennen, die die Grenze schmückten, und mich auf meinem Weg durch dieses schöne Land dauerhaft begleiteten. Istanbul hat nicht nur historisch eine große Bedeutung, sondern auch geologisch.
Die Stadt bildet die Grenze zwischen Europa und Asien und so verwundert es nicht, dass sich hier am Bosporus Millionen von Menschen niedergelassen haben. Obwohl Ankara die Hauptstadt der Türkei ist, ist Istanbul mit knapp 16 Millionen Einwohnern quasi dreimal so groß, was man auch sofort bemerkt wenn man sich vom Landweg her nähert. Ein kleiner Vergleich: Berlin hat eine Fläche von knapp 900km², Istanbul über 5.000km². Ich brauchte eine Weile bis ich die 75 Kilometer ins Stadtzentrum zurücklegte und checkte in einem absolut fantastischen Hostel nahe des Taksim Platzes ein. Hier traf ich auch Michael wieder, welchen ich schon in Albanien traf. Wir machten uns auf die Stadt zu Fuß zu erkunden, schlenderten über viele der zahllosen Basare und besuchten die Hagia Sophia Moschee, dem wohl größten Touristenhighlight in Istanbul.
Die ursprüngliche byzantinische Kirche die von 532 bis 537 n.Chr. gebaut wurde und verschiedenste Epochen der Geschichte durchlebt hat, erstrahltnoch heute durch die Jahrhunderte in vollem Glanz. Vieles wurde natürlich saniert bzw. hergerichtet, es gibt jedoch auch viele Stellen die noch komplett original und damit tausende Jahr alt sind. Die christlichen Einflüsse lassen sich heute noch finden und ich würde jedem der Istanbul besucht definitiv ans Herz legen vorbeizuschauen. Allgemein ist Istanbul eine wunderschöne Stadt. Cafes, Restaurants und verschiedenste Attraktionen laden zum verweilen ein, was von der Sauberkeit der Stadt noch unterstrichen wird. Wer europäische Großstädte gewöhnt ist wird sich wundern wie sauber es hier ist.
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